Gänsefuß
Im letzten Jahr war der „weiße Gänsefuß“ (Chenopodium album) ein Beispiel dieser Art des Redens und Lernens im Garten, denn der Gänsefuß wird hier als Wildkraut ausgerupft, aber er wurde von den türkischen und indischen Mitbewohner als Nutzpflanze der Schwarzmeerküste und des Himalayas eingesammelt, und im Garten wurden bald Rezepte mit Gänsefuß wie Bathua Paratha bekannt gemacht.
Gänsefuß wird oft auch als Gartenmelde (Atriplex hortensis) angesprochen, da die beiden Pflanzen sehr ähnlich aussehen und auch ähnlich genutzt werden können. Wenn man vor der Blüte die zarten Blätter blanchiert, um die Saponinen auszulaugen, und dann mit Zwiebel und Knobloch in der Pfanne dünstet, dann freut sich der Gaumen.
Wer noch mehr wissen möchte, sollte die Schrift: „Sultan der Gemüsegärten“? – der Weiße Gänsefuß (Chenopodium album L.) als Nahrungspflanze von Andreas Emmerling-Skala lesen (Schriftenreihe des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt, 2005). Der Text ist recht umfassend, und daher ist es vielleicht einfacher im Bürgergarten vorbeizukommen und zu plaudern.
Malven
„Malve im Gemüsegarten, lässt den Doktor draußen warten.“
Im letzten Jahr gab es auch reichlich Malven (Malva rosea in den Grünzug-Beeten) und Stockrosen (Alcea rosea) im Bürgergarten, die als zweijährige Pflanzen, die einen Winter brauchen um zu blühen, in diesem Jahr auch Blüten treiben und jetzt den Garten mit vielfarbigen Blüten umfrieden.
Malvengewächse gibt es viele und die Stockrosen gehören dazu, aber eigentlich ist die zartblättrige mauretanische Malve (Malva mauritania) die Pflanze, die wiederum zu einem neuen Rezept durch Plaudereien im Garten führte. In Syrien und Libanon kennt man Khibezeh (Schreibweise variert: Khobeizeh), was ein Gericht aus Malvenblätter mit Zwiebel und Zitrone ist. Sobald man viele Blätter hat, probiert man aus, und stellt dann fest, dass das bissfestere Blatt der Stockrosen den Geschmack nicht trüben muss.
Stiefmütterchen
Laut M. Heilmeyer werden dem Stiefmütterchen seit alter Zeit besondere Kräfte zugesprochen. Im Sommernachtstraum träufelt Oberon der schlafenden Titania Stiefmütterchen-Saft auf die Lider, dadurch sollte sie sich in das ersten Wesen verlieben, dass sie sieht, sobald sie die Lider wieder öffnet. Im Stück klappt das auch. Vielleicht deshalb gilt die Blume als Zeichen der Treue, so dass Verlobte in der Vergangenheit sich gegenseitig Konterfeis bekränzt mit Stiefmütterchen schenkten.
Stiefmütterchen haben ihren Namen einer Geschichte zu verdanken, die man sehr gut beim Abzupfen der Blütenblätter oder dem vorsichtigen Zerrupfen der Blüte erzählen kann. Die Geschichte beruft sich auf die Farben und auf die Anordnung der Blütenblätter.
Das unter Kronblatt ist das größte und farbigste Blütenblatt. Das ist die Stiefmutter mit dem prächtigsten Gewand. Die grünen Kelchblätter unter dem Stiefmutterblatt sind die zwei Stühle, auf denen die Stiefmutter thront. Wenn man das größte Kronblatt abzupft, sieht man oft zwei der grünen Kelchblätter.
Die beiden seitlichen Kronblätter sind die eigenen leiblichen Töchter der Stiefmutter und tragen auch prächtige farbig verzierte Gewänder und sie sitzen auf jeweils einem Stuhl (Kelchblatt). Während die oberen beiden einheitlich gefärbten Kronblätter die Stieftöchter sind und deshalb keine Verzierungen auf ihren schlichten Kleider haben sowie sich einen Stuhl (Klechblatt) teilen müssen.
Wenn alle Töchter ausgegangen sind, und nur dann kann sich auch der Gatte (Fruchtknoten und Narbe) die Welt anschauen. Der Vater hat aus Ärger einen weißen Kopf (Narbe) bekommen und steckt seine Beine tief in den Fußsack (Kelchblattböden und deren Anhängsel).
(nach M. Heilmeyer, Die Symbole der Pflanzen)
In „Hidden stories about plants“ (Anne Pellowski, MacMillian 1990) wird die Geschichte erzählt mit einer Königin und zwei älteren Töchtern und zwei jüngeren Töchtern. Die Königin und die älteren Töchter sind prächtig für den Ball herausgeputzt, die jüngeren Töchter dürfen noch nicht aufbleiben und tragen schlichte Nachgewänder. Der rötliche Hals des Königs ist dann ein Purpurschal oder Purpurumhang (Griffel, Stylus), den er von den Töchtern umgelegt bekommen hat. Der König schimpft zwar über die Verschwendungssucht der Frauen, aber er ist traurig, wenn alle gegangen sind und neigt den Kopf.
Manche Stiefmütterchen spielen der Geschichte einen Streich und auch die oberen Kronblätter haben Farbtupfer. Dann muss man den Stiefkindern oder den jüngeren Töchtern wohl ein wenig mehr Worte in der Geschichte spendieren und ihnen mehr Einfallsreichtum zutrauen