Blumiges Berlin

Die Blumenverrücktheit der Stadt Berlin fasst Adolf Glaßbrenner in seiner „Berliner Blumensprache“ (1838) zusammen. Berlin war aber auch eine sehr erfolgreiche Stadt in der Züchtung von Zierpflanzen und Gartenpflanzen, was sie Gärtnerfamilien wie Späth, Lackner, Lorberg, oder charismatischen Einzelpersonen wie Karl Förster u.a. verdankt. Diese Namen, öfter die Vornamen der Ehefrauen oder der Töchter, finden sich in Sortenbezeichnungen von Gartenpflanzen und auch in botanischen Namen von Arten wieder. Aus dem kleinen Büchlein „Berliner Pflanzen – Berlin und Berliner als Namensgeber, Berliner Forum 2/85“ von Norbert Schindler (1985) kann man erfahren, dass aber auch viele Orte in Berlin sich in Handelsnamen oder Sortennamen von (Zier-)Pflanzen wiederfinden. So entstand die Idee, die Berliner Karte mal so zu zeichnen.

Aber die übergroße Zahl der Handelsnamen schmückten sich mit Kaisern, Prinzessinnen oder Politikern wie Hindenburg und Bismarck. Bismarck bekam u.a. eine Rose, die aber in wenigen Jahren von „seines Namens würdig“ (1909) zu „etwas enttäuschend“ (1910) und „überhaupt nichts Besonderes“ in der Bewertung abfiel.

Großes Wandrelief mit den Mitgliedern der Gärtner-Familie Carl Lackner in deren Villa in Steglitz. Die Darstellung des Bildhauers Manthe ist eine Allegorien des Gartenbaues der Zeit (um den Anfang des 20. Jahrhundert). Es zeigt die drei Bedeutungsbereiche des Gartenbaues, die „praktische“, die „theoretische“ und die „ideale“ Seite. Carl Lackners Schwiegervater Ludwig Späth pflanzt links im Bild einen Baum. (Abb. S. 57 in N. Schindler 1985)

Man erwartet zu recht Alexander von Humboldt als vielfachen Namensgeber und auch andere nicht ganz so berühmte Berliner Botaniker, aber Physiker und Mediziner im Sortennamen-Spektrum überraschen dann doch. Drei berühmte Wissenschaftler aus Berlin Otto Hahn (lachsorange), Max Planck (goldgelb) und Robert Koch (scharlach) finden sich in den Sortennamen von sommergrünen Rhododendren wieder. Auch Albert Einstein bekam zwei Zierpflanzen, nämlich eine scharlachrote Gladiole und eine holländische Narzisse, mit einer reinweißen Blütenkrone mit oranger Trompete.

Die preußische Staatsblume war seit Königin Luise übrigens die Kornblume, die im 19. Jahrhunderts nicht fehlen durfte. Theodor Fontane beschrieb es spöttisch 1895: „Alle Preußen zieren sich heute in Kornblumen rum – es gibt keine Blume, die das Preußische so gut ausdrückt wie diese hübsche Gottesschöpfung von etwas sterilem Charakter.“ Wenige Jahre früher war Fontane deutlicher: „Es ist eine lederne Blume, bloß blau, ohne Duft, ohne Schönheit, ohne Poesie, so recht geschaffen für uns (den Preußen); irgendwo müsste sie noch einen roten Hosenstreifen haben.“