Kratzen an der Politik

Wir sind nicht rege politisch, aber wir versuchen die Augen offen zu halten und suchen unsere Netzwerke bei ähnlichen Projekten. Manchmal kratzen wir dann an der Oberfläche der Politik, wenn wir an Diskussionen zur Stadtökologie oder Stadtteilplanung teilnehmen.

Der Bürgergarten liegt im Grünzug Popitzweg-Halemweg im Stadtteil Charlottenburg-Nord, welcher im Geiste der Ringsiedlung Siemensstadt entwickelt wurde. Hier verzichtete man damals auf die Anlage von Mieter- und Hausgärten und legte ursprünglich den Fokus auf die öffentlichen Freiflächen. Die großen Flächen zwischen den Mietshäusern sollten gemeinsam genutzt werden, wobei auch der Charakter des Wiesengeländes, welches ursprünglich zum erweiterten Gebiet der Jungfernheide gehörte, bewahrt werden sollte. Aktuell ist der Grünzug eine intensiv gemeinschaftlich genutzte Freifläche und der Bürgergarten ist ein Teil dieses erfreulichen Kiez- und Nachbarschaftserlebnis.

 “Nachbarschaft ist eine geistige Energie (…) Sie ist ein Raum, den ein Fußgänger in etwa einer Viertelstunde durchquert, ein Raum, der der Erlebnisfreudigkeit des Kindes entspricht, groß genug, um Abenteuer darin anzusiedeln, klein genug, um das Gefühl der Heimat aufkommen zu lassen.” Hans Scharoun

https://welterbe-siedlungen-berlin.de/

🎤 „Urbane Waldgärten – mehrjährig, mehrschichtig, multifunktional“ – Dr. Jennifer Schulz, Universität Potsdam, Institut für Umweltwissenschaften und Geographie
🎤 „Tausende Gärten – Tausende Arten“ – Bettina de la Chevallerie, Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V., Berlin
🎤 „Trittsteinbiotope – Kleinvieh macht auch Mist“ – Dr. Corinna Hölzer, Stiftung für Mensch und Umwelt, Berlin
🎤 „Treffpunkt Vielfalt – naturnahe Freiflächen in Wohnquartieren“ – Cornelis Hemmer, Stiftung für Mensch und Umwelt, Berlin
🎤 „PikoParke – 300 Quadratmeter Partizipation“ – Michaela Shields, Wissenschaftsladen Bonn e.V.

Weitere Infos findet Ihr hier: https://bit.ly/3JiLJeN

Dort sind die damaligen Vorträge auch verlinkt und hinterlegt.

Naturnahe Gärten im Niederheideweg in Spandau. (Bericht von Susanne Peschke)

Die Kolonie ist 1989 entstanden, als ökologisch gärtnern noch recht ungewöhnlich war, vor allem in einer Kleingartenkolonie.

http://www.oekogarten-berlin.de/Forderverein_fur_das_Kleingartenwesen_e.V./Willkommen_in_den_Naturnahen_Garten.html

Es wurde damals so beschlossen und es gibt bis heute keinen Strom (manche Lauben haben ein Solarpanel) und es gibt auch keine Abwassergruben, sodass jeder eine Komposttoilette hat. Der Kompost aus den Toiletten darf allerdings nicht auf die Beete ausgebracht werden, da sich das Gelände in einem Wasserschutzgebiet befindet.

Es gibt eine sogenannte „Ökolaube“, das ist eine Art „Prototyp“, wie die Lauben möglichst gestaltet werden sollten. Die Ökolaube besteht aus Holzpanelen und Lehnwänden. Sie hat einen kleinen Glasvorbau, der dazu dienen sollte, Pflanzen im Winter vorzuziehen. Mittlerweile wird es aber dort zu heiß und die Jungpflanzen verbrennen, dass andere Lauben diesen Glasvorbau nicht mehr haben. Das Gründach der Ökolaube ist für alle
anderen Lauben aber Pflicht.

Die Lauben, mit ihren unterschiedlichen Gründächern, bieten ein ganz anderes, viel schöneres Bild, als die meisten Lauben in normalen Kleingartenkolonien.

Weiterhin gehört zum Konzept der naturnahen Gärten, dass die ca. 250 qm großen „Parzellen“ nicht durch Zäune abgetrennt werden dürfen. So sind zum Beispiel größere Teiche entstanden, an denen alle Freude haben (besonders natürlich auch die Frösche) die auf einer Einzelparzelle in der Form nicht möglich wären. An einer Stelle bildeten Spalierobstbäume eine leichte Abgrenzung zum Nachbarn – wovon auch wieder alles etwas haben (jetzt die schönen Blüten und in Herbst das Obst).

Für die Salamander gibt es Steinhaufen, auf denen sie sich sonnen können. Totholzhaufen für die Insekten natürlich auch. Es gäbe noch so viel zu erzählen, aber dann wird die Mail ja viel zu lang. Ich lasse einfach noch ein paar Bilder sprechen – wenn ich nicht so wenig Speicher hätte, hätte ich da noch zig Details fotografieren können, weil es dort einfach traumhaft schön ist und es an jeder noch so kleinen Ecke was Schönes zu sehen gibt.

Die Gartenarbeitsschulen Berlins – teilweise unbekannte Schätze

Freundinnen von mir haben im 3. Jahr einen Kleingarten in Schöneberg,
ganz in der Nähe der Gartenarbeitsschule Tempelhof-Schöneberg und sind
dadurch überhaupt erst darauf aufmerksam geworden, dass es dort diese
Gartenarbeitsschule gibt. Wir alle hatten vorher, obwohl teilweise in
Berlin aufgewachsen, von einer Gartenarbeitsschule noch nie was gehört.

https://www.berlin.de/ba-tempelhof-schoeneberg/politik-und-verwaltung/aemter/schul-und-sportamt/gartenarbeitsschule/

Gartenarbeitsschule Tempelhof-Schöneberg (Bericht von Susanne Peschke)

Vielen langjährigen Kleingärtenpächtern aus den umliegenden Kleingartenkolonien sowie anderen Gartenfreunden ist dieser Tag der offenen Tür allerdings wohlbekannt und es ist für sie der Tag, auf „Pflanzenschnäppchenjagd“ zu gehen.

Es gibt nämlich einen Pflanzenverkauf mit sehr weit gefächertem Angebot, zu „Schnäppchenpreisen“ – und alle Pflanzen sind ökologisch aufgezogen! So bildeten sich vor den Eingängen bereits große Menschentrauben, lange bevor die Gartenarbeitsschule dann um 10:30 Uhr ihre Pforten öffnete. Jeder wollte zu den Ersten gehören, die Einlass finden, um sich dann die Lieblingspflanzen sichern können.

Die Gartenarbeitsschule wurde also erstmal von den „Pflanzenschnäppchenjägern“ überrannt und die Schlage zur Kasse wurde länger und länger….

Wir haben uns auch Pflanzen ausgesucht, diese aber erstmal unter einem Fliederbusch abgestellt, um über das schöne Gelände zu laufen und später zu bezahlen.

Ein sehr freundlicher, humorvoller Mann mit Strohhut sprach uns an, ob wir eine Führung über das Gelände mitmachen möchten – na klar, das wollten wir natürlich!

(Er bietet mittwochs um 10:30 Uhr Führungen an, zu denen man sich unter
gartentour@outlook.de anmelden kann. Sehr empfehlenswert, für alle, die
um diese Uhrzeit Zeit haben! )

Er erzählte uns dann erstmal etwas zur Geschichte der Gartenarbeitsschulen. Der Reformpädagoge August Heyn ist der Gründervater der Gartenarbeitsschulen und am 01.04.1920 gründete er die erste Gartenarbeitsschule in Berlin.
https://de.wikipedia.org/wiki/August_Heyn

In der Gartenarbeitsschule Tempelhof-Schöneberg gibt es ein breit angelegtes Angebot für Kinder – von der Kita angefangen! So können Erzieher mit ihren Kindergruppen  oder Lehrern mit ihren Klassen z.B. ein eigenes Beet bekommen und betreuen – die Gärtner der
Gartenarbeitsschule helfen natürlich dabei. Die Pflanzen für diese Beete werden im Gewächshaus der Gartenarbeitsschule vorgezogen.

Ein Unterrichtsrenner ist das Thema „Tiere des Teiches“ und die Kinder können Teichtiere, die in den schönen Teichen auf dem Gelände leben, genauer unter die Lupe nehmen.

Es gibt einen schönen Klassenraum – eine Küche, wo die Kinder gemeinsam kochen können – einen Lehmbackofen, wo die Kinder Brot backen können – einen Spielplatz für die große Pause des Gartentages … und und und….

Uns Erwachsene hat dann natürlich der Weinberg, der sich auch auf dem Gelände befindet, sehr interessiert. Der Bezirk Schöneberg hat eine kommunale Partnerschaft zu Bad Kreuznach und anlässlich der 25. jährigen Partnerschaft im Jahr 1988 haben Winzer
aus der Region den Weinberg angelegt und mit Riesling-Stöcken bepflanzt. Der Wein konnte gegen Spende verkostet werden. Wenn die Winzer aus Bad Kreuznach zur Grünen Woche in Berlin sind, beschneiden sie auch die Weinstöcke fachgerecht.  https://www.weinberg-schoeneberg.de/

Hildegard von Bingen wird mit einem sehr schönen Kräutergarten gewürdigt – auch das im Rahmen der kommunalen Partnerschaft, da Bad Kreuznach und Bingen nah beieinander liegen.

Es gäbe noch so viel zu erzählen….. von diesem wunderschönen, lehrreichen Besuch in der Gartenarbeitsschule Tempelhof-Schöneberg.

Wer sich näher über die insgesamt 15 Gartenarbeitsschulen Berlins informieren möchte, findet hier die Gartenarbeitsschulen aufgelistet, mit ihren jeweiligen Webseiten:
https://www.berlin.de/sen/bildung/lebenslanges-lernen/lernorte/gartenarbeitsschulen/

Für uns Gärtner in Charlottenburg Nord ist die Gartenarbeitsschule in Spandau, die auch Angebote für Erwachsene macht, die nächstgelegene:

https://www.gas-borkzeile.de/

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