Buch und Beet Tag

Das Thema „Schabab-Körbchen“ war jetzt schon oft Gegenstand von Gesprächen und Aktionen im Garten.
„Schabab“-Körbchen

Die Redewendung „einen Korb geben“ oder „einen Korb bekommen“ soll darauf zurückgeführt werden können, dass in früheren Zeiten die Frauen den Männern einen Korb gaben, der mit einer Blumensprache ausdrückte, dass deren Werben um die Frau  hoffnungslos war und sogar die Begründung dazu lieferte. „Schab ab“ kommt von (das Wertlose) Abschaben und bedeutet(e) „Verschwinde!“ oder „Lass es sein!“

Die Pflanzen im  Schabab-Korb hatten laut Wolf-Dieter Storl (Die Unkräuter in meinem Garten, S. 158-159) die folgende Bedeutung:

Kreuzkraut (Senecio jacobaea): Du bist zu alt für mich.

Augentrost (Euphrasia officinalis): Ich will wegen dir nicht weinen.

Schwarzkümmel (Nigella sativa), der auch schwarzer Koriander oder auch Schabab hieß: Du bist ein Schwächling.

Kornblume (Centaurea cyanus): Du kannst nicht treu sein.

Kornrade (Agrostemma githago), die auch Pisspöttken oder Höllenkorn hieß: Ich will nicht immer bitteres Brot essen müssen.

Muskatellersalbei (Salvia sclarea): Ich kann dich nicht riechen.

Schafgarbe (Achillea, viele Arten): Du bist nicht mein Traummann. (unbestätigt)

Wegwarte (Cichorium intybus): Ich will nicht immer allein sein.

Zwiebel (Allium cepa): Du bist mir zu derb.

Das Alles wirft aber Fragen auf. Wie sahen die Körbe aus? Wann wurden sie übergeben? Denn die Pflanzen blühen nicht stetig und sind am Blatt nicht immer eindeutig zu erkennen. Geflochtene Körbe waren wertvoll, weshalb Flechtwerk aus wenig wertvollem Material plausibel erscheint. Geht man auf die Suche, erscheint ein reifer gerade aufgesprungener Stechapfel als ein ideales Körbchen für die Botschaft: „Schieb ab.“
Dazu kommt, dass die Pflanzen mit deutschen Namen der Regionen bezeichnet wurden, was nicht so eindeutig ist, wie es hier erscheint. Das Bild zeigt die Wegwarte (Cichorium intybus) in einem schnell geflochtenen Körbchen aus Maisblättern. Das würde bedeutend, dass der Verehrer abgewiesen wird, weil die Verehrte glaubt, er ließe sie sehr oft allein und würde häufig untreu sein.
Die Wegwarte wird hier im Bild ergänzt durch falsches Heidekraut (Cuphea hyssopifolia) und roten Amaranth (Amaranthus lividus).  „Amaranth“ gilt als ein Symbol für Unsterblichkeit, aber auch ein möglicher Hinweis auf Untreue, da er als Pseudogetreide die zahlreichen Samen schnell aus der sehr instabilen Ähre auswirft. Das Heidekraut, sofern es das seltene weißblühende ist, stünde für die Liebenden. Das rotblühende Heidekraut wird dagegen oft mit Blut und Kampf erwähnt. Der giftige Stechapfel (Datura stramonium) vor dem Körbchen findet auch keine freundliche Symbolik.

Folgt man W. D. Storls Literaturangaben findet man das folgende Lied von Nikolas Zangius aus dem Jahre 1611 (zitiert nach Hoffmans Gesellschaftslieder in Wackernagel, Kleinere Schriften 18xx, S. 18x) in dem Kapitel „Die Blumensprache des Mittelalters“ S. 164-260). Danach würden die bedeutungstragenden Pflanzen „Ungenad“, „Schab ab“, „Leid und Reu“ und Liebstöckel in das Körbchen eingeflochten. Der Korb würde gemalt werden, der Verehrer solle sich hineinsetzen, wobei der Boden zerreißt und er durchspringen muss. Durch den Korb springen war früher eine Ehrenstrafe für ein kleineres Vergehens. Man musste durch einen weiten Korb ohne Boden ins Wasser springen und wurde danach wieder herausgezogen. Die Strafe diente in erster Linie der Beschämung. Schon der Korb selbst ist Hohn und spielt auf eine damals bekannte Variante der Geschichte des (Zauberers) Vergil an. Vergil verliebt sich in eine tugendhafte Frau eines Mitbürgers, die sich daraufhin mit ihrem Mann zusammentat, um ihn bloßzustellen. Sie bietet ihm an, ihn nachts in einem Korb zu ihrem Turm hochzuziehen, lässt ihn aber auf halber Höhe hängen, zum Gespött der Stadt, die ihn dort am nächsten Tag sieht. (nach Jans der Enikel, Weltchronik, 1280, Wien)

Ein Drama schön in Garten gehn

That früh an einem Morgen

Und hielte Rath, wie früh und spat

Sie könnte sein ohn Sorgen,

Weil ihr Galan wohl emsiglich

Zu dienen ihr bemühet sich,

Dem sie doch nicht mit Liebespflicht

Sich möchte obligieren.

 

Bald ihr einfiel ein Korb subtil

Zu flechten ohn Unwillen;

Auch ward der Rath bald mit der Thath

Vollzogen in der Stille:

Sie flochte selbst zierlich zusamm

Die Stück zum Korb mit ihrem Nam:

Erstlich Schab ab zu der Handhab

That sie fein applicieren

 

Von Liebstückel zwar der Korb war

Zierlich zusamm getrungen,

Von Ungenad als ron eim Drat

Die Reif aber drum geschlungen,

Und dasz mans ja nicht merken sollt,

Mit ein Faden subtil von Gold

Den Boden neu von Leid und Reu

That sie daran fugieren.

 

Solch Korb alsbald gar schon gemalt

Liesz sie ihm präsentieren:

Er sollte drein sich setzen fein

Und darin galantieren.

Der Galan solches willig thät

Und meint, er wer der best am Bret:

Da risz entzwei der Boden neu

Dasz er muszt hindurch springen

 

Es sprach im Grimm „Wie ich vernimm,

So werd ich ausgeschlossen.“

Die Dama lacht „Ha ha ha ha!

Merkst du nun erst den Possen?

Ein ander Mal lieb, wer dich liebt:

So wirstu nicht also betrübt.

Jetzt fahr nur hin und anderen dieu,

Da dies mag basz gelingen.